Geschichte des Fahrrades




1818

Karl Drais
Karl Drais

Drais’ bedeutendste Erfindung ist der Vorläufer des Fahrrads die Laufmaschine oder Draisine. Mit ihr wurde zum ersten Mal das Zweiradprinzip, die Bewegung eines Fahrzeugs mit zwei Rädern auf einer Spur, verwirklicht.

Die erste Fahrt mit seiner Laufmaschine, auch „Draisine“ oder „Veloziped“ genannt, von Mannheim zum Schwetzinger Relaishaus im heutigen Mannheimer Stadtteil Rheinau unternahm er am 12. Juni 1817. Seine zweite Zweiradfahrt unternahm er am 28. Juli von Gernsbach über den Berg nach Baden-Baden. Um seine Erfindung bekanntzumachen, veranstaltete Drais öffentliche Fahrten. Gekrönt wurden diese Veranstaltungen durch eine Fernfahrt von Karlsruhe nach Kehl in der letzten Augustwoche. Zudem veröffentlichte er Artikel in Zeitschriften. Er erhielt am 12. Januar 1818 für seine Erfindung ein Großherzogliches Privileg, vergleichbar mit einem heutigen Patent (Baden hatte damals kein Patentgesetz). Von da an musste in Baden jede Draisine eine Drais-Lizenzmarke auf der Lenkstange haben. Drais erhielt noch ein Patent in Preußen und ein Brevet in Frankreich.


1830 (1869)

Thomas McCall (* 1834 in Penpont, Dumfries and Galloway; † 1904 in Kilmarnock) war ein schottischer Stellmacher, der 1869 ein Stangenveloziped erfand.

 

In Reaktion auf das französische Velocipede mit Pedalen am Vorderrad baute er ein zweirädriges Veloziped mit Gestängen, die auf eine Kurbel am Hinterrad wirkten.

 

Weitere sieben Erfinder reagierten damals mit der Idee eines Hinterrad-Antriebs: der Stuttgarter Turnlehrer Johann Trefz, Alexandre Lefebvre, Viarengo de Forville, Calvin Witty, Gavin Dalzell, N. Read und N. Lawson.

 


1853

Philipp Moritz Fischer
Philipp Moritz Fischer

Philipp Moritz Fischer (alternativ Philipp Moriz Fischer) (* 8. März 1812 in Oberndorf (Schweinfurt); † 6. September 1890 ebenda) war Schreiner, Orgelbauer, Musikinstrumentenmacher und Erfinder des Tretkurbel-Fahrrads.

 

Philipp Moritz Fischer fuhr bereits mit neun Jahren eine Drais’sche Laufmaschine, um zur Lateinschule zu kommen. 

 

Im Jahr 1853 baute Fischer die erste Laufmaschine mit Tretkurbelantrieb, die er – im Gegensatz zu Pierre Michaux – nicht an die Öffentlichkeit brachte. A. Zorn datierte in einer Mitteilung an den Münchner „Radfahrhumor“ (VIII. Jahrg. Nr. 82) das Fischer-Rad auf „anfang der fünfziger Jahre, nicht nach 1855“, das vom Magistrat der Stadt Schweinfurt bestätigt wurde.

 

Das Original befindet sich heute im Städtischen Museum Schweinfurt. Fischer erhielt einen Grabstein mit der Inschrift „Hier ruht PMF, Erfinder des Tretkurbel-Fahrrades“.


1860

Ernest Michaux
Ernest Michaux

Pierre Michaux (* 26. Juni 1813 in Bar-le-Duc; † 1883 in Paris) war Wagenbauer und Gründer der 1869 eröffneten Michaux Werke, einer Zweiradfabrik.

 

Pierre Michaux und sein Sohn Ernest Michaux gelten als mögliche Erfinder des Pedalantriebs beim Fahrrad. Eine Geschichte erzählt, dass Pierre Michaux an ein zu reparierendes Laufrad Kurbeln und Pedale montierte. Bei der Weltausstellung 1867 führte er zwei Exemplare seines Velocipedes vor und erregte damit internationale Aufmerksamkeit. Gemeinsam mit den Brüdern Olivier gründete er daraufhin die Firma Michaux & Co.

 

Der Legende zufolge erhielt Piere Michaux 1861 von einem Pariser Hutfabrikanten namens Brunel eine alte Draisine zur Reparatur; ältere Quellen sprechen allerdings von einem Dreirad. Nachdem der Meister das Gefährt instandgesetzt hatte, brachte es sein Sohn Ernest zurück. Dabei habe dieser die Fortbewegung über lange Strecken als ermüdend empfunden und seinem Vater den Vorschlag gemacht, das Vorderrad ähnlich wie bei einem Schleifstein mit Tretlager anzutreiben.

 

Alte Zeichnungen von Michaux senior zeigen aber, dass der Kutschenbauer nicht auf Anhieb an einen Tretkurbelmechanismus am Vorderrad dachte, sondern zunächst an einen Antrieb mit Treibstange. Eine erste Skizze zeigt eine Kurbel am Hinterrad, die mit einer langen Handstange gedreht werden musste. In einer zweiten Konstruktion war die Handstange drehbar an einer Vorderradspeiche befestigt, ähnlich wie bei einer Lokomotive oder dem Fahrrad von Thomas McCall. Doch auch diese wurde nicht technisch realisiert, sondern erst die Version mit Pedalen an einer Tretkurbel direkt am Vorderrad.

 

Manche älteren Fahrradbücher behaupten, Pierre Michaux habe seine Erfindung bereits 1855 gemacht. Sein Sohn Ernest dementierte dies aber in einem Brief von 1893 und versicherte dort, 1861 sei die korrekte Jahresangabe. 


1870

James Starley auf einem seiner Fahrzeuge (1877)
James Starley auf einem seiner Fahrzeuge (1877)

James Starley (* 21. April 1830 in Alburne, Mid Sussex; † 17. Juni 1881) war Erfinder und Fabrikant.

 

 

 

Im Jahr 1861 gründete er mit Josiah Turner eine Nähmaschinenfabrikation. Angeregt durch damalige Velocipede begann er 1868 mit der Fahrradherstellung. Gemeinsam mit William Hillman entwickelte und produzierte er Fahrräder die ständig verbessert wurden.

Die gemeinsame Firma Ariel brachte 1870 das Hochrad "Ariel" auf den Markt. Das Rover Safety Bicycle wurde 1885 von Starley entwickelt (Rover bedeutet Wanderer). Zur Produktion der Rover-Sicherheitsräder wurde zunächst die Starley & Sutton Co. in Coventry gegründet. Daraus entwickelte sich die noch heute bekannte Automobilmarke Rover.


1885

John Kemp Starley
John Kemp Starley

John Kemp Starley (* 1854; † 1901) war ein sehr innovativer englischer Konstrukteur und Produzent von Fahrrädern. Er war der Neffe von James Starley, früherer Fabrikant des Kangaroo-Fahrrads. Starley, der zuvor in der Fabrik seines Onkels arbeitete, gründete 1881 mit einem Gesellschafter das Unternehmen J.K. Starley & Sutton Co in Coventry, in welchem Hochräder produziert wurden. Seit 1896 firmierte das Unternehmen als Rover Cycle Company und war zuletzt als MG Rover Group bekannt.

 

Starley hatte jedoch Schwierigkeiten ins Geschäft zu kommen, da die etablierte Konkurrenz recht groß war. So begann er ein neues Velo mit entscheidenden Verbesserungen zu entwickeln. Zuerst wollte er die Rahmengeometrie ändern. Danach sollte die Muskelkraft besser genutzt werden und als drittes sollte das Velo sicherer sein. Im Geheimen entwickelte er ein Zweirad, das all den Anforderungen entsprach. Es heißt, er habe die ersten Versuchsmodelle zusammen mit seinem Partner in dessen Kutsche hinaus aufs Land gebracht, um sie dort unbeobachtet testen zu können.

 

Er stellte sein Velo 1884 an der Stanley Veloshow in London dem Publikum vor. Der große Durchbruch blieb bei diesem “Rover“ genannten ersten Velo allerdings aus. Die Presse tat es als Käfer oder Kriecher ab. Manche urteilten tröstend, es sei gut für ältere und ängstliche Fahrer. Starley wurde klar, dass er für eine ähnliche Sensation wie sein Onkel mit dem Kangaroo sorgen musste; nach diesem Rennen waren die Verkäufe schlagartig in die Höhe gesprungen. Das Verbot schien ihn nicht davon abzuhalten, ein Rennen zu organisieren. Er engagierte denselben Erfolgsfahrer George Smith, der schon das Kangaroo gefahren hatte, und kündigte in den Radsportjournalen für den letzten Samstag im September ein Rennen von London nach Brighton und zurück über Shoreham an. Als Preis für die drei ersten setzte er eine teure goldene Armbanduhr, ein Rover-Rad und eine silberne Armbanduhr aus. Der Startort war das Anderton’s Hotel in der Fleet Street in London. Die Polizei stand am Tag des Rennens schon mit einem Großaufgebot bereit, aber Starley hat sie ausgetrickst und insgeheim einen anderen Startort festgelegt. So konnten die Fahrer ohne Polizei das Rennen durchführen. Und George Smith, der Toprennfahrer, stellte sogleich einen neuen Weltrekord auf.

 

Erstes Rover-Bike
Erstes Rover-Bike

Von da an war klar, dass der neue Rover das ultimative Velo war. Starley und Sutton mussten quasi über Nacht die Kapazitäten ihrer Fertigungsanlagen vergrößern. Der Rover Typ II gilt noch heute als Prototyp des modernen Fahrrades. Wesentliche Veränderungen gab es an der Steuerung, die nun direkt an der Vorderachse war und an der Bremse die am Vorderrad angebracht wurde. Die Kunden waren begeistert und innerhalb eines Jahres hatte der “Rover II“ einen Marktanteil von 90% errungen. Doch die beiden Geschäftsmänner ruhten sich nicht auf ihren Lorbeeren aus. Sie entwickelten ihre Velos weiter bis 1888 der “Rover-Typ III“ herauskam.

 

Es war also auch zu einem großen Teil dem Rennen zu verdanken, dass der Öffentlichkeit die Augen geöffnet wurden und sich die Weiterentwicklung des Hochrades durchsetzen konnte.


zu 1960, 1970

Nun, zur jüngsten Geschichte des Fahrrads kann sich jeder selbst ein Bild machen. Diese Modelle sind auch heute noch, wenn auch ein wenig moderner, leichter und kompfortabler, auf unseren Straßen unterwegs.

Rennräder, Mountainbikes, Tourenräder, Kinderfahrräder etc. gibt es millionenfach auf der ganzen Welt.